Letzter Stuhlgang nicht dokumentiert

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Kritisches Ereignis

Darum geht es

Erst als bei einer Klientin Übelkeit und Bauchschmerzen auftraten, fiel auf, dass der letzte Stuhlgang nicht dokumentiert war; die Klientin konnte keine Auskunft dazu geben.

Bericht zum kritischen Ereignis/Bericht zum kritischen Ereignis

Originalbericht vom 08.04.2025

Was ist passiert?

In der Dokumtataion konnte kein Eintrag gefunden werden, wann die Kundin das letzte mal Stuhlgang hatte.
Kundin ist nicht orientiert und konnte auch keine Angaben tätigen.
Kundin hatte BAuchschmerzen und Übelkeit .

  • Beinahe
    hätte zum Darmverschluss kommen können.
  • Ambulante Pflege (z. B. Pflegedienst)
  • Frühdienst
  • Wochenende/feiertags
  • Pflegebedürftige Person (z. B. Klient/‑in, Bewohner/‑in)
  • Pflegefachperson
  • Kommunikationsprobleme
    keiner hat etwas dokumentiert
  • Anderes
    keiner hat sich verantwortlich gefühlt

Eintrag im MAßnahmenplan, dass täglich eine Kontrolle stattfinden muss.
Tägliche Doku bei den Vitalwerten.
Sensibler auf Beschwerden von Kunden achten

Besprechung in der Sitzung und Maßnahmen eingeleitet

  • Nein
  • Pflegefachperson

Fachliche Empfehlung

Einige Worte vorab: Wir bedanken uns für die Beiträge zum Pflege-CIRS. Über kritische Ereignisse zu berichten, kann Überwindung kosten. Gleichzeitig kann es helfen, solchen Situationen künftig vorzubeugen oder möglichst gut damit umzugehen. Mit den folgenden Tipps möchten wir Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Langzeitpflege fachlich unterstützen. Sie werden nach bestem Wissen erstellt, können aber nicht alle relevanten Aspekte und ebenfalls keine spezifischen organisationsbezogenen oder individuellen Bedingungen berücksichtigen.

Empfehlung

erstellt am: 14.04.2025

Wenn in der professionellen Pflege Ausscheidungen bei pflegebedürftigen Menschen nicht regelmäßig beobachtet und erfasst werden, besteht das Risiko, dass Gesundheitsprobleme nicht rechtzeitig erkannt werden und diesen nicht entgegengewirkt werden kann. Zum Beispiel kann es zu schwerwiegenden Verdauungsproblemen wie Obstipation (Verstopfung) führen. Diese kann u. a. Unwohlsein, Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen zur Folge haben. Darüber hinaus kann es zu einem Ileus (Darmverschluss) kommen, welcher unbehandelt lebensbedrohlich ist. Eine wichtige Aufgabe professionell Pflegender ist die kontinuierliche Ausscheidungsbeobachtung und deren Dokumentation, um geeignete Maßnahmen zur Prävention von entsprechenden Gesundheitsproblemen zu treffen.

Folgende aus unserer Sicht geeignete Maßnahmen wurden laut Bericht umgesetzt: Ereignis im Team besprochen

Unsere Tipps zum Vorgehen bei einem solchen Ereignis

  • pflegebedürftige Person und ggf. Angehörige darüber informieren, dass der letzte Stuhlgang nicht dokumentiert wurde; um Entschuldigung für den Fehler bitten; über Symptome und Risiken einer Obstipation und das weitere Vorgehen aufklären
  • Arzt oder Ärztin informieren, dass die pflegebedürftige Person Übelkeit und Bauchschmerzen angibt und unklar ist, wann der letzte Stuhlgang war; außerhalb der Sprechzeit ärztlichen Bereitschaftsdienst anrufen: 116 117
  • ärztliche Anordnung in Absprache mit pflegebedürftiger Person und ggf. Angehörigen umsetzen, z. B. Laxantien (Abführmittel) verabreichen, zum Trinken anregen, ärztliche Untersuchung oder Krankenhausaufnahme organisieren
  • falls keine Krankenhauseinweisung erfolgt: feste Abstände für Kontaktaufnahme mit pflegebedürftiger Person oder ggf. Angehörigen vereinbaren; nach Stuhlgang und Befinden fragen; Telefonnummer der zuständigen Pflegefachperson gut lesbar platzieren
  • Ereignis sachlich, genau und nachvollziehbar dokumentieren: Situation, Reaktion der pflegebedürftigen Person und ggf. Angehöriger, Folgen, ärztliche Anordnung, Maßnahmen
  • nachfolgenden Dienst oder ggf. Rufbereitschaft informieren, z. B. telefonisch oder über Pflegedokumentationssoftware: Symptome, erfolgte Maßnahmen, aktueller Status, weiteres Vorgehen
  • Vorgesetzte oder Vorgesetzten zeitnah über das Ereignis informieren; weitere Maßnahmen abstimmen

Unsere Tipps zur Prävention eines solchen Ereignisses

  • Ereignis bei Dienstübergabe und Teambesprechung reflektieren: über mögliche Ursachen (z. B. unklare Verantwortlichkeit, unvollständige Dokumentation) sowie Risiken (z. B. Darmverschluss) sprechen; Maßnahmen vereinbaren
  • regelmäßig stichpunktartig Qualität der Pflegedokumentationen in der Organisation prüfen (Dokumentationsaudit): u. a. auf Vollständigkeit, Aktualität, Nachvollziehbarkeit, fachliche Richtigkeit; auf Basis der Ergebnisse Mitarbeitende gezielt trainieren
  • individuelle Risikofaktoren für Obstipation bei pflegebedürftigen Menschen identifizieren und dokumentieren: z. B. Flüssigkeitsmangel, Immobilität, Einnahme von Schmerzmitteln oder Diuretika; in den Fällen möglichst täglich nach Stuhlgang fragen und dokumentieren: Häufigkeit, Konsistenz, Aussehen
  • pflegebedürftige Menschen und ggf. Angehörige ermutigen, professionell Pflegende aktiv über Probleme bei der Ausscheidung zu informieren
  • bei pflegebedürftigen Menschen, die sich nicht äußern können, auf mögliche Anzeichen für Probleme bei der Verdauung achten. Beispiel Obstipation: u. a. kein Appetit, aufgeblähter harter Bauch, Schmerzen (z. B. Instrument zur Schmerzeinschätzung bei Demenz, BESD-Skala, nutzen); Beobachtungen dokumentieren; nachfolgenden Dienst auch mündlich informieren; bei Anzeichen Arzt oder Ärztin kontaktieren
  • pflegebedürftige Menschen und ggf. Angehörige zur Vorbeugung von Verdauungsproblemen beraten: z. B. Ursachen und Anzeichen für Obstipation, Möglichkeiten vorzubeugen; dafür z. B. ZQP-Ratgeber Naturheilmittel (Kapitel „Verstopfung“) nutzen
  • Mitarbeitende regelmäßig zu Obstipationsprophylaxe schulen; dazu z. B. auch Arzt oder Ärztin anfragen; zudem kurze Lerneinheiten (Microlearning), etwa mithilfe von Lernpostern (One-Minute-Wonder) nutzen
  • feste Zeiten und Regeln vereinbaren, um im Team konstruktiv über kritische Ereignisse zu sprechen, z. B. bei Dienstübergaben, in Teambesprechungen, im Rahmen von Fallbesprechungen oder Kollegialer Beratung
  • Instrument nutzen, um kritische Ereignisse anonym zu berichten und zu bearbeiten, z. B. einrichtungsinternes Berichts- und Lernsystem oder einrichtungsübergreifend das Pflege-CIRS

Weitere Infos & Material

Die Empfehlungen sind als fachliche Anregungen zu verstehen und ersetzen nicht die individuelle Rechtsberatung im konkreten Fall. Sie wurden nach bestem Wissen erstellt. Das ZQP übernimmt für die Richtigkeit keine Gewähr und haftet nicht für Schäden.
Stand: 14.04.2025