Hygiene

Mangelnde Hygiene beim Verbandswechsel

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Kritisches Ereignis

Darum geht es

Vor der Wundversorgung wurden die Hände nicht desinfiziert, keine medizinischen Einmal-Handschuhe angezogen und das benutzte Verbandmittel nicht sofort entsorgt.

Bericht zum kritischen Ereignis/Bericht zum kritischen Ereignis

Originalbericht vom 31.07.2025

Was ist passiert?

Wir waren zum Verbandswechsel bei einer Klientin mit Ulcus am Bein, Vreband war durchgenässt, aber Pflegekraft benutzte keine Handschuhe beim Verbandswechsel, desinfizierte sich auch nicht die Hände, den schmutzigen Verband legte sie auf die Kommode und dann erst in den Mülleimer. ich wollte was sagen, aber wie??

  • Weiß nicht
  • Ambulante Pflege (z. B. Pflegedienst)
  • Frühdienst
  • Pflegebedürftige Person (z. B. Klient/‑in, Bewohner/‑in)
  • Pflegefachperson
  • Pflegeauszubildende/‑r oder ‑studierende/‑r
  • Anderes
    Ich glaube, sie denkt es ist nicht so wichtig

Diese Frage wurde nicht beantwortet.

Diese Frage wurde nicht beantwortet.

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  • Pflegeauszubildende/‑r oder ‑studierende/‑r

Fachliche Empfehlung

Einige Worte vorab: Wir bedanken uns für die Beiträge zum Pflege-CIRS. Über ein kritisches Ereignis zu berichten, kann Überwindung kosten. Gleichzeitig kann es helfen, solchen Situationen künftig vorzubeugen oder möglichst gut damit umzugehen. Mit den folgenden Tipps möchten wir Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Langzeitpflege fachlich unterstützen. Sie werden nach bestem Wissen erstellt, können aber nicht alle relevanten Aspekte und ebenfalls keine spezifischen organisationsbezogenen oder individuellen Bedingungen berücksichtigen.

Empfehlung

erstellt am: 08.08.2025

Mangelnde Hygiene beim Verbandswechsel bzw. bei der Wundversorgung kann zu schwerwiegenden Gesundheitsproblemen führen, z. B. zur Wundinfektion bis hin zur Sepsis. Für pflegebedürftige Menschen kann das lebensbedrohlich sein. Eine Aufgabe von Pflegefachpersonen ist es, Wunden fachgerecht zu versorgen. Dazu gehört u. a. Hygieneregeln einzuhalten, wie die hygienische Händedesinfektion vor der Wundversorgung, die Anwendung der Non-Touch-Technik (z. B. mit sterilen Einmal-Handschuhen oder steriler Pinzette) und die direkte Entsorgung kontaminierter Materialien. Dies trägt wesentlich dazu bei, Infektionen vorzubeugen.

Unsere Tipps zum Vorgehen bei einem solchen Ereignis

  • als Auszubildender oder Auszubildende Bedenken sofort äußern (Speak Up-Ansatz), z. B. „Moment bitte, ich habe eine fachliche Frage, könnten wir das kurz vor der Tür besprechen?“; alternativ richtiges Vorgehen anstoßen: „Moment, soll ich dir das nötige Material reichen?“
  • anregen, fachgerecht vorzugehen: u. a. Indikationen zur Händedesinfektion beachten (siehe „Aktion Saubere Hände“), Verbandswechsel nach Non-Touch-Technik durchführen (z. B. mit sterilen Einmal-Handschuhen oder steriler Pinzette), bei Entfernen benutzter Verbandmittel unsterile medizinische Einmal-Handschuhe tragen und Material sofort entsorgen
  • auf zurückweisende Reaktion, wie „Das machen wir hier nie so“, mit Frage reagieren, z. B. „Darf ich fragen, warum das nicht gemacht wird? Ich habe es anders gelernt.“; ggf. auch auf organisationsinterne Richtlinie bzw. organisationsinternen Pflegestandard beziehen
  • falls kein Standard vorliegt, anregen, das Vorgehen mit einer weiteren Pflegefachperson (z. B. zertifizierter Wundexperte oder zertifizierte Wundexpertin), Arzt oder Ärztin zu besprechen
  • als Auszubildender oder Auszubildende zeitnah an verantwortliche Person wenden, z. B. Praxisanleiter oder Praxisanleiterin; Ereignis schildern und weiteres Vorgehen besprechen, z. B.: Pflegedienstleitung informieren, anregen, hygienische und fachgerechte Wundversorgung im Team zu besprechen, verstärkte Wundbeobachtung bei der Klientin; ggf. Ereignis in Absprache dokumentieren
  • als Auszubildender oder Auszubildende mit Praxisanleiter oder Praxisanleiterin mögliche Kommunikationsstrategien erarbeiten: „Wie kann ich in so einer Situation angemessen reagieren?“; dafür z. B. Speak Up-Ansatz nutzen

Unsere Tipps zur Prävention eines solchen Ereignisses

  • vor der Wundversorgung fachgerechtes Vorgehen unter beteiligten Kollegen und Kolleginnen besprechen: z. B. Information über ärztliche Anordnung, Vorbereitung des Materials, Händedesinfektion, Verwendung von Einmal-Handschuhen (steril oder unsteril), Zuständigkeiten (z. B. Material anreichen); dabei Ausbildungsstand beachten
  • Ereignis im Team besprechen: Infektionsrisiko durch mangelnde Hygiene bei der Wundversorgung, Maßnahmen zur Prävention, z. B. kurzfristige Inhouse-Schulung zum Verbandswechsel bzw. zur Wundversorgung
  • Aufgabe nur dann übernehmen, wenn entsprechende Kompetenz vorhanden ist; Vorgesetze oder Vorgesetzten über Unsicherheit informieren und Umgang damit besprechen; evtl. Pflegefachperson mit entsprechender Kompetenz oder Arzt bzw. Ärztin hinzuziehen
  • organisationsintern spezialisiertes Wundmanagement anbieten: dazu zertifizierten Wundexperten oder zertifizierte Wundexpertin qualifizieren; interdisziplinäre Zusammenarbeit anregen, z. B. mit Arzt, Ärztin oder Wundzentrum
  • organisationsinterne Richtlinie oder organisationsinternen Pflegestandard zur Wundversorgung erstellen, z. B. im Qualitätszirkel; dabei u. a. auch Maßnahmen zur Hygiene beschreiben; Mitarbeitende hierüber informieren
  • Mitarbeitende regelmäßig zur Wundversorgung schulen; zudem organisationsintern Maßnahmen zur Verbesserung der Händedesinfektion umsetzen; dafür z. B. Arbeitsmaterial der Kampagne „Aktion Saubere Hände“ nutzen; zudem kurze Lerneinheiten (Microlearning) anbieten, etwa mit Lernpostern (One-Minute-Wonder), sowie simulatives Lernen (z. B. Room of Horrors) nutzen
  • pflegebedürftige Menschen und ggf. Angehörige in Versorgungsprozess einbeziehen; ermutigen, Pflegefachpersonen z. B. auf mangelnde Händehygiene aufmerksam zu machen
  • feste Zeiten und Regeln vereinbaren, um im Team konstruktiv über kritische Ereignisse zu sprechen, z. B. bei Dienstübergaben, in Teambesprechungen, im Rahmen von Fallbesprechungen oder Kollegialer Beratung
  • Instrument nutzen, um kritische Ereignisse anonym zu berichten und zu bearbeiten, z. B. einrichtungsinternes Berichts- und Lernsystem oder einrichtungsübergreifend das Pflege-CIRS

Weitere Infos & Material

Die Empfehlungen sind als fachliche Anregungen zu verstehen und ersetzen nicht die individuelle Rechtsberatung im konkreten Fall. Sie wurden nach bestem Wissen erstellt. Das ZQP übernimmt für die Richtigkeit keine Gewähr und haftet nicht für Schäden.
Stand: 08.08.2025