Flüssigkeitsversorgung

Kreislaufversagen nach unzureichender Flüssigkeitsversorgung

Drucken

InhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnis minimieren

99 / 99

Kritisches Ereignis

Darum geht es

Ein Bewohner wurde nicht ausreichend beim Trinken unterstützt; es kam zum Kreislaufversagen.

Bericht zum kritischen Ereignis/Bericht zum kritischen Ereignis

Originalbericht vom 23.06.2025

Was ist passiert?

Bewohner ist kollabiert da er zu wenig Flüssigkeit erhalten hat

  • Beinahe
    Bewohner kollabiert, da er kein Trinken erhalten hatte
  • Stationäre Pflege (z. B. Altenpflegeeinrichtung)
  • Spätdienst
  • Weiß nicht
  • Kommunikationsprobleme
    Frühdienst hatte vergessen mitzuteilen das Patient nicht mehr alleine trinken kann und im Frühdienst schon zu wenig getrunken hat
  • Mangelnde Organisation
    Hektik da Personalausfall

Bessere Übergabe da genügend Personal

Hausarzt verständigt, Nachtdienst und Pflegedienstleitung informiert

  • Nein
  • Pflegefachperson

Fachliche Empfehlung

Einige Worte vorab: Wir bedanken uns für die Beiträge zum Pflege-CIRS. Über ein kritisches Ereignis zu berichten, kann Überwindung kosten. Gleichzeitig kann es helfen, solchen Situationen künftig vorzubeugen oder möglichst gut damit umzugehen. Mit den folgenden Tipps möchten wir Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Langzeitpflege fachlich unterstützen. Sie werden nach bestem Wissen erstellt, können aber nicht alle relevanten Aspekte und ebenfalls keine spezifischen organisationsbezogenen oder individuellen Bedingungen berücksichtigen.

Empfehlung

erstellt am: 02.07.2025

Wenn pflegebedürftige Menschen nicht bedarfsgerecht bei der Flüssigkeitsaufnahme unterstützt werden, kann das bei ihnen zu schwerwiegenden Gesundheitsproblemen führen. Flüssigkeitsmangel (Dehydratation) kann z. B. zu Kreislaufproblemen bis hin zur Bewusstlosigkeit führen und für pflegebedürftige Menschen lebensbedrohlich sein. Aufgabe professionell Pflegender ist es, eine ausreichende Flüssigkeitsversorgung (i. d. R. mind. 1,3 Liter pro Tag bzw. ärztlich verordnete Trinkmenge) zu unterstützen. Dazu gehört u. a., den Unterstützungsbedarf der pflegebedürftigen Person einzuschätzen, auf Anzeichen von Flüssigkeitsmangel zu achten und mit geeigneten Maßnahmen vorzubeugen oder entgegenzuwirken. Eine strukturierte Informationsweitergabe im Rahmen der Dienstübergabe und Pflegedokumentation zur Flüssigkeitsversorgung der pflegebedürftigen Menschen sind hierbei wesentlich.

Folgende aus unserer Sicht geeignete Maßnahmen wurden laut Bericht umgesetzt: Hausarzt oder Hausärztin verständigt | Nachtdienst und Pflegedienstleitung informiert

Unsere Tipps zum Vorgehen bei einem solchen Ereignis

  • bei Kreislaufversagen durch Flüssigkeitsmangel bei einer pflegebedürftigen Person sofort Kollegen oder Kollegin zur Hilfe rufen, z. B. per Telefon oder Klingelruf; Verletzungen, z. B. durch Sturz, vorbeugen; Erste-Hilfe leisten, evtl. Beine hochlagern; ggf. Notruf 112 wählen
  • Arzt oder Ärztin über Kreislaufversagen informieren: u. a. Symptome, mögliche Ursache (z. B. Flüssigkeitsmangel), bisherige Trinkmenge, aktuelles Befinden und Vitalzeichen (z. B. Blutdruck, Puls), erfolgte Maßnahmen; weiteres Vorgehen abstimmen, z. B. vorläufige Subkutan-Infusion oder periphervenöse Flüssigkeits- und Elektrolytgabe vor Ort oder Krankenhauseinweisung; außerhalb der Sprechzeit ärztlichen Bereitschaftsdienst anrufen: 116 117
  • Vorgesetzten oder Vorgesetzte zeitnah über das Ereignis informieren; weitere Maßnahmen abstimmen, z. B. zeitnahes Gespräch mit pflegebedürftiger Person und ggf. Angehörigen zum Umgang mit dem Ereignis; dabei um Entschuldigung für den Fehler bitten
  • Ereignis sachlich, genau und nachvollziehbar dokumentieren und in Dienstübergabe ansprechen: Situation, erfolgte Maßnahmen, aktueller Status, weiteres Vorgehen

Unsere Tipps zur Prävention eines solchen Ereignisses

  • Ereignis bei Dienstübergabe und Teambesprechung reflektieren: über mögliche Ursachen (z. B. unvollständige Dienstübergabe und Dokumentation, mangelnde Krankenbeobachtung) sowie Risiken unzureichender Flüssigkeitsversorgung sprechen; Maßnahmen vereinbaren
  • Arbeitsabläufe prüfen und anpassen, um vermeidbarer Hektik vorzubeugen: zu Dienstbeginn die Aufgaben im Team genau besprechen, strukturieren und priorisieren, besonders bei geringer Besetzung
  • organisationsinternes Vorgehen bei Dienstübergaben überprüfen und ggf. anpassen: strukturierten Ablauf festlegen, dabei z. B. an SBAR-Technik zu strukturierter mündlicher Informationsweitergabe orientieren, Checkliste einsetzen, beteiligte Personen und Zeitrahmen definieren, Vorgehen regelmäßig evaluieren
  • individuelle Besonderheiten zur Flüssigkeitsversorgung pflegebedürftiger Menschen in Pflegedokumentation hervorheben, u. a. Unterstützungsbedarf, Trinkmenge, ggf. Trinkhilfen; bei Dienstübergabe aktiv ansprechen, z. B.: „Bei Herrn X müssen Getränke angereicht werden; er trinkt am liebsten ungesüßten Früchtetee“
  • pflegebedürftige Menschen dabei unterstützen, möglichst selbstständig ausreichend zu trinken (i. d. R. mind. 1,3 Liter pro Tag; individuell ärztlich verordnete Trinkmenge beachten): u. a. gefüllte Trinkbecher in Reichweite stellen und ggf. anreichen; Trinkhilfen nutzen (z. B. leichte Gefäße mit Griffen); Lieblingsgetränke anbieten, regelmäßig ans Trinken erinnern; evtl. erhöhten Flüssigkeitsbedarf berücksichtigen (z. B. bei Hitze)
  • auf Anzeichen für Flüssigkeitsmangel achten, z. B. Schwäche, niedriger Blutdruck, stehende Hautfalte, konzentrierter Urin, plötzliche Verwirrtheit; rechtzeitig Maßnahmen ergreifen
  • bei pflegebedürftigen Menschen regelmäßig Risiko für Flüssigkeitsmangel einschätzen, dazu z. B. PEMU-Instrument einsetzen; bei Bedarf individuell Zielwert für Trinkmenge pro Dienst festlegen und Trinkprotokoll führen; dafür z. B. ZQP-Ernährungsprotokoll nutzen
  • pflegebedürftige Menschen und ggf. Angehörige zur Flüssigkeitsversorgung beraten, dazu z. B. ZQP-Ratgeber Essen und Trinken oder Tipps zu Trinken im Alter der Verbraucherzentrale NRW nutzen
  • Mitarbeitende regelmäßig zu Risiken und Anzeichen von Flüssigkeitsmangel bei pflegebedürftigen Menschen sowie geeigneten Maßnahmen zur Vorbeugung schulen; dafür DNQP-Expertenstandard Ernährungsmanagement verwenden; zudem kurze Lerneinheiten (Microlearning), etwa mithilfe von Lernpostern (One-Minute-Wonder) nutzen
  • organisationsinterne Zuständigkeiten und Abläufe zur Flüssigkeitsversorgung pflegebedürftiger Menschen festlegen; weitere Mitarbeitende einbinden, z. B. Hauswirtschaftskräfte zur Bereitstellung von Getränken
  • sogenannte "geschützte Essenszeiten" einführen, um pflegebedürftigen Menschen ungestörte Mahlzeiten mit bedarfsgerechter Unterstützung beim Essen und Trinken zu ermöglichen: währenddessen werden möglichst keine anderen pflegerischen oder therapeutischen Maßnahmen geplant
  • feste Zeiten und Regeln vereinbaren, um im Team konstruktiv über kritische Ereignisse zu sprechen, z. B. bei Dienstübergaben, in Teambesprechungen, im Rahmen von Fallbesprechungen oder Kollegialer Beratung
  • Instrument nutzen, um kritische Ereignisse anonym zu berichten und zu bearbeiten, z. B. einrichtungsinternes Berichts- und Lernsystem oder einrichtungsübergreifend das Pflege-CIRS

Weitere Infos & Material

Die Empfehlungen sind als fachliche Anregungen zu verstehen und ersetzen nicht die individuelle Rechtsberatung im konkreten Fall. Sie wurden nach bestem Wissen erstellt. Das ZQP übernimmt für die Richtigkeit keine Gewähr und haftet nicht für Schäden.
Stand: 02.07.2025