Armbruch bei Positionswechsel

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Kritisches Ereignis

Darum geht es

Eine Bewohnerin wurde beim Positionswechsel nicht fachgerecht unterstützt; dabei kam es bei ihr zu einem Armbruch.

Bericht zum kritischen Ereignis/Bericht zum kritischen Ereignis

Originalbericht vom 07.04.2025

Was ist passiert?

Bei einer unsachgemäßen Umpositionierung wurde der Oberarm einer Bewohnerin gebrochen.

  • Ja
    Oberarmfraktur
  • Stationäre Pflege (z. B. Altenpflegeeinrichtung)
  • Frühdienst
  • Pflegebedürftige Person (z. B. Klient/‑in, Bewohner/‑in)
  • Andere
    Pflegehilfskraft
  • Persönliche Faktoren
    fehlendes Wissen beim Handling

Wäre eine Pflegefachkraft anwesend gewesen, wäre das Ereignis nicht passiert. die Pflegehilfskraft war mit der Situation überfordert und war nicht in der Lage, einen korrekten Positionswechsel durchzuführen. Bei der Frau mit apallischem Syndrom ist daher der Oberarm frakturiert.

leider nichts :-( :-( :-(

  • Nein
  • Pflegefachperson

Fachliche Empfehlung

Einige Worte vorab: Wir bedanken uns für die Beiträge zum Pflege-CIRS. Über kritische Ereignisse zu berichten, kann Überwindung kosten. Gleichzeitig kann es helfen, solchen Situationen künftig vorzubeugen oder möglichst gut damit umzugehen. Mit den folgenden Tipps möchten wir Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Langzeitpflege fachlich unterstützen. Sie werden nach bestem Wissen erstellt, können aber nicht alle relevanten Aspekte und ebenfalls keine spezifischen organisationsbezogenen oder individuellen Bedingungen berücksichtigen.

Empfehlung

erstellt am: 17.04.2025

Wenn professionell Pflegende pflegebedürftige Menschen beim Positionswechsel nicht fachgerecht unterstützen, stellt das ein Risiko für die Pflegesicherheit dar. Zum Beispiel können ungeeignete Techniken und Handgriffe bei der pflegebedürftigen Person zu Schmerzen, Dekubitus, Stürzen und Verletzungen bis hin zu Knochenbrüchen führen. Daher ist es wichtig, dass Positionswechsel bei pflegebedürftigen Menschen im Rahmen der professionellen Pflege fachgerecht von dafür qualifizierten Mitarbeitenden, wie Pflegefachpersonen, oder unter deren Anleitung ausgeführt werden.

Unsere Tipps zum Vorgehen bei einem solchen Ereignis

  • als Pflegehilfskraft sofort Pflegefachperson zur Hilfe rufen, z. B. per Telefon oder Klingelruf; verletztes Körperteil ruhig halten; pflegebedürftige Person nicht unbeaufsichtigt lassen und beruhigend einwirken, z. B. „Es tut mir leid, dass das passiert ist. Pflegefachperson X kommt gleich zur Hilfe. Ich bleibe so lange bei Ihnen.“
  • als Pflegefachperson pflegebedürftiger Person besonders einfühlsam begegnen und Sicherheit vermitteln, z. B. „Ich bin da und helfe Ihnen, Sie sind gut aufgehoben und sicher.“; für fachgerechte Positionierung sorgen; pflegebedürftige Person und ggf. Angehörige über das weitere Vorgehen informieren; um Entschuldigung für den Vorfall bitten
  • Arzt oder Ärztin informieren, dass es beim Positionswechsel zu der Verletzung gekommen ist; Hergang und Symptome beschreiben; außerhalb der Sprechzeit ärztlichen Bereitschaftsdienst anrufen: 116 117; ggf. Notruf 112 wählen, z. B. bei Luxation (Gelenkausrenkung), sichtbarer Dislokation (Verschiebung), Blutung
  • ärztliche Anordnung umsetzen, z. B. Röntgenuntersuchung oder Krankenhauseinweisung veranlassen, Schmerzmedikation verabreichen
  • Vorgesetzten oder Vorgesetzte zeitnah über das Ereignis informieren; weitere Maßnahmen abstimmen, z. B. zeitnahen Gesprächstermin mit pflegebedürftiger Person und ggf. Angehörigen zum Umgang mit dem Ereignis vereinbaren
  • zeitnah ein Vier-Augen-Gespräch mit dem Kollegen oder der Kollegin suchen; Ereignis sachlich und lösungsorientiert ansprechen; nicht persönlich angreifen, offene Fragen stellen, z. B. „Wie kam es dazu, dass du beim Positionswechsel alleine warst? Was kann dazu beitragen, dass so etwas nicht noch einmal passiert? Wie kann ich dich unterstützen?“
  • nachfolgenden Dienst informieren, z. B. in der Dienstübergabe oder über Pflegedokumentations-Software: Ereignis, Symptome, erfolgte Maßnahmen, aktueller Status, weiteres Vorgehen
  • Ereignis sachlich, genau und nachvollziehbar dokumentieren: Situation, Reaktion der pflegebedürftigen Person und ggf. Angehörigen, Folgen, ärztliche Anordnung, Maßnahmen

Unsere Tipps zur Prävention eines solchen Ereignisses

  • Ereignis bei Dienstübergabe und Teambesprechung reflektieren: über mögliche Ursachen (z. B. Zeitdruck, fehlendes Fachwissen) sowie Risiken sprechen; Maßnahmen vereinbaren
  • organisationsinterne Richtlinie zur Dekubitusprophylaxe erstellen oder anpassen, z. B. im Qualitätszirkel; dabei auch Qualifikations-Anforderungen an Mitarbeitende zum fachgerechten Positionswechsel beschreiben; Mitarbeitende hierüber informieren
  • grundsätzlich zu Dienstbeginn Aufgaben und Verantwortlichkeiten im Team genau absprechen; sich gegenseitig ermutigen, Unklarheiten oder Unterstützungsbedarf anzusprechen, z. B. bei Positionswechsel (Speak Up-Ansatz)
  • Aufgabe, z. B. Positionswechsel bei pflegebedürftigen Menschen zu unterstützen, nur übernehmen, wenn entsprechende Kompetenz vorhanden ist oder eine Pflegefachperson anleitet; bei immobilen Menschen zweite Person hinzuziehen
  • Positionswechsel individuell planen und dokumentieren: u. a. Beweglichkeit, Hautzustand, Erkrankung der pflegebedürftigen Person sowie ggf. ärztliche Anordnungen beachten; Häufigkeit, geeignete Positionierungstechniken und Liege- oder Sitzpositionen festlegen
  • erforderliche Zeit für Positionswechsel einplanen, hektische Bewegungen vermeiden, behutsam vorgehen; pflegebedürftigen Menschen Ablauf erläutern; zur Mitwirkung präzise anleiten
  • währenddessen pflegebedürftige Menschen nach Befinden fragen, „Haben Sie Schmerzen?“ oder „Liegen Sie bequem?“; auf Körpersprache achten, z. B. angespanntes Gesicht, erhöhte Körperspannung oder Stöhnen
  • zum Positionswechsel im Bett eventuell Bettseitenteile als Fallschutz einsetzen und abpolstern; eventuell Hilfsmittel zum Positionswechsel nutzen, z. B. Umlager-/Wendehilfen oder Personenhebehilfen (Lifter); vor Gebrauch einweisen lassen
  • Mitarbeitende regelmäßig vor Ort zu Positionierungstechniken schulen; zudem kurze Lerneinheiten (Microlearning), etwa mithilfe von Lernpostern (One-Minute-Wonder), sowie simulatives Lernen (z. B. Room of Horrors ) nutzen
  • prinzipiell unsachgemäßes Vorgehen in der Pflege nicht verharmlosen, sondern unterstützend und lösungsorientiert ansprechen: gegenüber jeweiligem Kollegen oder jeweiliger Kollegin, im Team und bei Vorgesetzten, z. B. „Das ist jetzt schiefgelaufen. Es sollte eigentlich so […] gemacht werden. Lass uns gemeinsam überlegen, wie wir es künftig besser machen.“
  • feste Zeiten und Regeln vereinbaren, um im Team konstruktiv über kritische Ereignisse zu sprechen, z. B. bei Dienstübergaben, in Teambesprechungen, im Rahmen von Fallbesprechungen oder Kollegialer Beratung
  • Instrument nutzen, um kritische Ereignisse anonym zu berichten und zu bearbeiten, z. B. einrichtungsinternes Berichts- und Lernsystem oder einrichtungsübergreifend das Pflege-CIRS

Weitere Infos & Material

Die Empfehlungen sind als fachliche Anregungen zu verstehen und ersetzen nicht die individuelle Rechtsberatung im konkreten Fall. Sie wurden nach bestem Wissen erstellt. Das ZQP übernimmt für die Richtigkeit keine Gewähr und haftet nicht für Schäden.
Stand: 17.04.2025