Wegweiser

Hier finden Sie Informationen dazu, wie Mitarbeitende aus der professionellen Langzeitpflege grundsätzlich nach einem kritischen Ereignis vorgehen können und was sie bei organisationsbezogenen Problemen tun können. Darüber hinaus gibt es Hinweise zu Unterstützungsangeboten bei psychischen Belastungen.

Maßnahmen nach kritischen Ereignissen

Das Vorgehen nach einem kritischen Ereignis, zum Beispiel einem Pflegefehler, trägt wesentlich dazu bei, pflegebedürftige Menschen vor Gesundheitsschäden zu schützen oder Schäden zu begrenzen. Dabei gilt es, je nach Ereignis spezifische Maßnahmen zu ergreifen. Entsprechende Tipps des CIRS-Teams finden Sie bei den Berichten aus der Pflegepraxis auf der Seite www.pflege-cirs.de/empfehlungen.

Zudem gibt es einige grundsätzliche Maßnahmen, die direkt nach einem kritischen Ereignis ergriffen werden sollten:

Kritisches Ereignis ansprechen

Sprechen Sie Sicherheitsbedenken bei der Versorgung pflegebedürftiger Menschen sofort an (Speak Up-Ansatz). Unterbrechen Sie etwa durch „Stopp“, „Moment, ich übernehme“ oder mit Handzeichen. Sprechen Sie ebenfalls eigene Fehler an.

Pflegebedürftige Person informieren

Informieren Sie die pflegebedürftige Person und evtl. Angehörige über das kritische Ereignis und das weitere Vorgehen. Bitten Sie um Entschuldigung. Bieten Sie eventuell ein Gespräch oder Unterstützung an.

Hilfe holen

Holen Sie Unterstützung. Bitten Sie zum Beispiel eine Pflegefachperson um ihre fachliche Einschätzung. Informieren Sie den Arzt oder die Ärztin und besprechen Sie das weitere Vorgehen.

Schaden begrenzen

Fragen Sie die pflegebedürftige Person nach dem Befinden und Symptomen. Lassen Sie sie ggf. nicht allein. Leisten Sie im Notfall Erste-Hilfe. Setzen Sie die ärztliche Anordnung in Absprache mit der pflegebedürftigen Person und evtl. Angehörigen um.

Team informieren

Dokumentieren Sie das Ereignis: sachlich, genau, nachvollziehbar. Informieren Sie Vorgesetzte sowie nachfolgenden Dienst oder Rufbereitschaft: Ereignis, Gesundheitszustand, ärztliche Anordnung, erfolgte Maßnahmen, weiteres Vorgehen.

Ereignis reflektieren

Reflektieren Sie das Ereignis lösungsorientiert im Team: mögliche Ursachen, Risiken oder Folgen, Maßnahmen zur Prävention. Informieren Sie die pflegebedürftige Person und evtl. Angehörige über die Maßnahmen.

Schritte bei organisationsbezogenen Problemen und Pflegemängeln

Anhaltende organisationsbezogene Probleme wie Personalmangel, fehlendes Material oder schlechte Kommunikation und Zusammenarbeit wirken sich negativ auf die Sicherheit pflegebedürftiger Menschen sowie die Arbeitszufriedenheit und Gesundheit Pflegender aus.  Solche Situationen sollten nicht hingenommen werden. Das können Mitarbeitende tun:

Schildern Sie Vorgesetzten Probleme oder Mängel sowie Ihre Bedenken für Sicherheit und Qualität der Pflege möglichst anhand von konkreten Beispielen. Ziehen Sie eventuell Kollegen, Kolleginnen, internes Qualitätsmanagement, betriebliche Interessenvertretung, Bewohnerbeirat oder Einrichtungsleitung hinzu. Besprechen Sie nächste Schritte. Dokumentieren Sie die Gesprächsergebnisse.

Informieren Sie Vorgesetzte schriftlich über Arbeitssituationen, die die Gesundheit von pflegebedürftigen Menschen oder Beschäftigten gefährden (Gefährdungsanzeige). Hierzu sind professionell Pflegende verpflichtet. Dies kann auch helfen, haftungs- und arbeitsrechtliche Risiken zu reduzieren. Informationen dazu bietet der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK).

Wenden Sie sich an externe Stellen, wenn Mängeln und Problemen in der Pflegeorganisation intern nicht nachgegangen wird. Diese beraten zum Vorgehen und müssen Beschwerden über Pflege- und Versorgungsmängel in Pflegeorganisationen nachgehen, zum Beispiel durch anlassbezogene Prüfungen:

Zögern Sie nicht, die Polizei zu rufen, wenn jemand zum Beispiel körperlich verletzt oder gefährlich vernachlässigt wird.

Gut zu wissen: Bei Problemen mit der Arbeitssituation bieten Berufsverbände und Pflegekammern ihren Mitgliedern Unterstützung, zum Beispiel: Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK), Deutscher Pflegeverband (DPV), Pflegekammern Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Vereinigung der Pflegenden in Bayern.

Umgang mit psychischen Belastungen in der Pflege

Kritische Ereignisse sowie organisationsbezogene Probleme und Pflegemängel können professionell Pflegende psychisch stark belasten und längerfristig ihrer Gesundheit.

Achten Sie bei sich selbst und bei Kollegen und Kolleginnen auf Anzeichen für Überlastung, zum Beispiel: Schlafprobleme, Magen-Darm-Beschwerden, Kopf-, Rücken- oder Nackenschmerzen, Unruhe, Niedergeschlagenheit, Angst, Unzufriedenheit, Gereiztheit.

Bieten Sie Kolleginnen und Kollegen bei psychischer Belastung Kollegiale Beratung, ein Debriefing oder ein persönliches Gespräch an. Hören Sie aktiv zu. Zeigen Sie Verständnis für Gefühle und bestärken Sie durch ehrlich positives Feedback.

Sprechen Sie über das Erlebte und Ihre Gefühle. Wenden Sie sich zum Beispiel an eine vertraute Person, eine Kollegin, einen Kollegen oder eine vorgesetzte Person. Formulieren Sie möglichst konkret, was Ihnen helfen würde. Fragen Sie zudem nach Rat und Hilfe. Konsultieren Sie eventuell auch den Betriebsarzt oder die Betriebsärztin sowie einen Psychologen oder eine Psychologin.

Weitere Informationen und Anlaufstellen

 

PSUHELPLINE – Kollegiale psychosoziale Unterstützung

0800 0 911 912

täglich von 9.00 bis 21.00 Uhr

PSUHelpline bietet Gesundheitspersonal kostenlose Beratung bei besonderen Belastungssituationen unter www.psu-helpline.de.

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Das ZQP will mit seiner Arbeit dazu beitragen, Pflegesicherheit und Sicherheitskultur in der Langzeitpflege zu stärken. Darum führt die Stiftung seit einigen Jahren verschiedene Projekte hierzu durch. Mehr dazu erfahren Sie hier: